The Fountain Mémoire / 30.8 - 3.9.2017 / Atelierhaus Hannover



Das Objekt Fountain von Marcel Duchamp wurde 1917 in New York bei seiner anonymen Einreichung zur Ausstellung der Society of Independent Artists abgelehnt. Mehr als hundert Jahre später ist das "ready made" im Original verschollen, aber über massenhafte Abbildungen - auch von Repliken - ins common memory nicht nur der globalen Kunstgemeinde ikonisch eingebrannt. An Gestalt und Intention dieses Werks scheiden sich allerdings immer noch die Geister. In der Kunst ist n a c h dem aufgesockelten Urinal ist nichts mehr so wie vorher: ein um 90 Grad gekipptes, industriell hergestelltes Keramik-Becken zum Wasserlassen für Männer, signiert als Pseudonym von einem geheimnisvollen Künstler namens R.Mutt, hat eine jahrhundertelange Tradition der Kunstanschauung auf den Kopf gestellt und ermöglicht bis heute in rasanter Reihenfolge immer neue Werkbegriffe zu erschaffen.

Die von dem Bildhauer und Maler Rolf Bier zusammengestellte Ausstellung The Fountain Mémoire erinnert spielerisch an die Radikaliät der mit dem Werk verknüpften Ideen und seine bahnbrechenden kunsttheoretischen Konsequenzen. Ohne den Kunstgriff, Alltagsgegenstände im Rahmen der Kunst zu nutzen, sie gar zur Kunst zu erklären und somit den Kontext der Wahrnehmung und der Rolle des Betrachters zu befragen, wäre die zeitgenössische Kunst in ihrer Vielfalt nicht das, was sie heute ist. Und nach wie vor nicht immer wieder so verunsichernd. Denn Kunst ist ab jetzt, was Künstlerinnen und Künstler machen.

Das Motiv des Urinals spielt in der wunderkammerartigen Ausstellung selbst nur eine Nebenrolle. Vielmehr ist ein motivisch und medial heterogenes Kaleidoskop zu betrachten, das Handzeichnungen, Objekte und fotografierte Gegenstände ebenso beinhaltet, wie Künstlerbücher, Hörstationen und Zeugnisse von Aktionen und Performances. Alle Arbeiten nutzen den ready-made-Impuls (R.B.), indem in der Welt vorfindliche und gefundene Phänomene, Dinge und Situationen konzeptuell integriert und in neuem Kontext reflektiert werden.

Das Buch zur Ausstellung ist in der editionmetzel/München erschienen.

Diese Ausstellung wurde zudem vom 8.11 - 24.11.2017 im Projektraum AKKU in Stuttgart und vom 8.3. - 28.4.2019 im Projektraum des Deutschen Künstlerbundes in Berlin gezeigt.

Zusammengestellt von Rolf Bier.


KünstlerInnen: Artists In Residence, Stefan Banz (CH), Daniel Beerstecher, Rolf Bier, Christoph Brecht, Birgit Brenner, Stefan Demary, Helmut Dietz, Christoph Girardet, Hlynur Hallsson (IS), Dirk Dietrich Hennig, Rudolf Herz, annette hollywood, Michael Kienzer (A), Paul Kramer (CN/D), Axel Loytved, Georg Lutz, Daniel Mijic, Sebastian Neubauer, Lienhard von Monkiewitsch, T. Claudia Pollmann, Olav Raschke, Werner Reiterer (A), Christian Retschlag, Ricarda Roggan, Alexander Roob, Hinrich Sachs, Julia Schmid, Rüdiger Stanko, Oana Paula Vainer (RO/D), Anette Ziss





© www.atelierhaus-hannover.de 2024